„Du bist ermächtigt und ermutigt von Gott! Dazu, sich einzusetzen für Gerechtigkeit. Der Heilige Geist leitet uns zur Versöhnung untereinander und zur Gerechtigkeit und Wahrheit vor Gott. Und wenn Schwester Frida sagt, in der Zeit in der du dich politisch oder sozial engagierst könntest du lieber 1000 Bibelbriefe verteilen, dann zeig ihr mal deine Gerechtigkeitsbibel.“ Mit diesen Worten antwortet mir Workshopleiter Marwin Meier, selber Themenmanager für Gesundheit und Anwaltschaftsarbeit bei einer großen Nichtregierungsorganisation, nachdem ich ihn bitte die Session seines Workshops nochmal knackig zusammenzufassen. Diesen beginnt er mit einem kurzen Clip -AGRAPROFIT – (youtube: https://www.youtube.com/watch?v=pgCD-4Q-4Wo). Darin stehen zwei junge Männer an ihrem Stand auf einem Wochenmarkt und bieten alles von Kaffee, Bananen und Eiern zu Ramschpreisen feil. Sie erklären überzeugt, offen und vertrauenserweckend, diese „Hammer-Preise“ seien möglich, weil man auf sämtliche Arbeitsschutzrechte verzichte und Kinderarbeit oder ökologische Mindeststandards gekonnt ignoriere. So einfach und so günstig. Die Reaktionen der Passanten sind spannend zu sehen und regen einen irgendwie sogar zum Lachen an. Und nicht wenige greifen zu und stecken sich die Schnäppchen in die Tasche.
Immer mehr Deutschen, Europäern, Adventisten wird bewusst, dass bei der Produktion von Lebensmitteln soziale Ungerechtigkeit eine große Rolle spielt. Genauso wie bei Handys (Stichwort Coltan), Kleidung ( Marwin: „Primark ist so billg, dass die Leute die Klamotten kaufen, erst zu Hause anprobieren und was nicht passt gleich wegschmeißen“) und vielen anderen Dingen, die wir hier kaufen und die ganz wo anders herkommen (s. Youtube-Video „Mit offenen Karten“ zum Thema Globalisierung). Und immer mehr fragen sich nach einem bewussten Umgang mit diesen Problemen.
Auch in der Bibel ist -wer hätte es gedacht- soziale Gerechtigkeit bereits ein großes Thema. Über 3.000 Texte dazu sind in der „Gerechtigkeitsbibel“ farbig markiert. Und Texte wie Micha 6,8; Ps 82,3.4; Amos 5,24; Jes. 58,7.8 oder Lukas 4,18 (schaut mal in die Kongress-Ausgabe) sprechen klare Worte dazu.
Marwin Meier sieht sich selbst als „Lobbyist für die Guten“. Und er sagt, er habe das Glück und Privileg, dafür bezahlt zu werden, um an den richtigen Stellen Ärger zu machen. Doch er warnt auch davor, sich in Fanatismus zu ergehen. „Ja, du bist ein kleines Rädchen“, antwortet er einem Workshop-Teilnehmer. „Und du wirst nicht die ganze Welt retten. Brauchst du aber auch nicht. Denn gleichzeitig bist du ein wichtiges Rädchen. Und du bist nur verantwortlich für das, was immer direkt vor dir liegt.“ Wahrscheinlich ist es genau das. Nicht das schlechte Gewissen des Einzelnen, sondern ein verantwortungsbewusster und menschenwürdiger Umgang mit dem, was dem Einzelnen und uns allen von Gott gegeben ist, macht am Ende vielleicht eine wirklich gute Lebensqualität aus. Das heißt nicht: Weil du ein I-Phone kaufst, finanzieren sich kriegerische Rebellen im Kongo durch Coltan. Ein Halbmetall, das beinahe in allen technischen Geräten steckt und wovon 80% im Kongo geschürft werden. Eigentlich müsste der Kongo deswegen ein sehr reiches Land sein, tatsächlich ist er eines der ärmsten. Aber das heißt: Durch Coltan werden Rebellen von großen Firmen indirekt und sogar ziemlich direkt finanziert und billige Arbeitskräfte verschleißt... und du kaufst ein I-Phone.
Wir stehen nicht am Anfang der Kette, aber an ihrem Ende. Und nur wer kauft, entscheidet. Marwin erklärt dazu: „Manchmal langt das Geld und ich kaufe den fair gehandelten Kaffee und manchmal eben nicht, dann wird es der Ja-Kaffee. Doch eins geht immer und auch ohne Geld: laut werden und sich dafür einsetzen, dass andere davon erfahren und sich noch mehr verändern kann.“
Zwischen den 1001 Möglichkeiten, die es inzwischen gibt, um sich praktisch zu engagieren, empfiehlt er uns die Micha-Initiative. Eine biblisch fundierte internationale Organisation. Dort bekommst du alles: coole Videos, gute Infos, gute Petitionen und eine Menge Handwerkszeug und praktische Tipps. Ein kurzer Blick in die Bibel schenkt einem die nötige Motivation und Freude daran, sich einzusetzen für Gottes Schöpfung, für seine Menschen, und dafür, dass alle ein gutes Leben führen können. In der einen Welt. Zumindest ein paar mehr als bisher. Das bedeutet Gott bezeugen! Das ist Sabbat! Das ist das Gottes Reich mitten unter uns (Mk.10,17 ;Lk.17,20), zumindest ein wichtiger Teil davon.
Vielleicht ist das sogar Erweckung? In der Adventjugend passiert inzwischen schon einiges dazu. Beim Bundesstudententreffen im Mai 2014 stand es auf der Agenda. Unsere Chefs Bert und Ruben haben es schon lange auf ihrem Schirm und Herzen. Schaut euch nochmal eure „Sternekoch“ Kongress Taschen genauer an. Da liegt was in der Luft...